Predigt zu Palmsonntag

Palmsonntag, die Kirche gedenkt des feierlichen Einzugs Jesu nach Jerusalem. Die Menschen sind begeistert, breiten ihre Kleider aus, reißen Zweige ab um Jesus zuzujubeln. Die Begeisterung von diesem Jesus ist groß, heute würden wir vielleicht rufen „Wir sind Jesus“. Was für Zeichen und Wunder wird Jesus in Jerusalem wirken, wird er dort auch wieder Kranke heilen und Tote zu neuem Leben auferwecken? Wie schön wäre das.

Für viele Menschen ist es wichtig, sich in Erinnerung an den namensgebenden Sonntag Palm hinter ein Kreuz zu stecken.  Das Grün des Palmes in Verbindung mit einem Kreuz soll uns an die Geschehnisse von damals erinnern. Wie der frische, grüne Zweig vertrocknet und der Sterblichkeit anheimfällt, so wandelt sich das Hosianna, „das gelobt sei der, der kommt im Namen des Herrn“, des Palmsonntags, zum „Kreuzige ihn am Karfreitag“. Sind wir Menschen so, Himmel hoch jauchzend – zu Tode betrübt? Schon die ganz Kleinen begreifen schnell, wer am lautesten schreit und auf sich aufmerksam macht, wird oftmals erhört bzw. berücksichtigt. Der Schüchterne, Zurückhaltende hat hingegen häufig das Nachsehen. Jesu Verurteilung zum Tod ist nicht zuletzt den Schreihälsen zuzuschreiben, die das Volk aufpeitschten und Pilatus geschickt Angst einzujagen wussten. Zu allen Zeiten gab es Menschen, die durch begabte Rede andere für ihre Zwecke instrumentalisierten, sie ver - führten. Wer könnte diese Personen oder Gruppierungen in heutiger Zeit sein? Ich denke an alle, die die Ängste von Menschen versuchen für ihre Zwecke auszunutzen, die Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus, die Angst vor Menschen die vielleicht aus einem anderen Kulturkreis kommen, die Angst und Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen weil man sich abgehängt oder benachteiligt fühlt. Der Mensch zeichnet sich durch seinen Verstand aus, als Christen haben wir den Heiligen Geist in uns. Werden wir nicht müde gerade in schweren Zeiten besonnen und verantwortungsbewusst zu handeln.

Ihr Ludger Ganschinietz