Im Archiv der Gemeinde Herz Jesu ist nachzulesen, dass die Katholische öffentliche Bücherei
Herz Jesu am 17. April 1932 durch den Kirchbauverein gegründet wurde. Mit einem Anfangsbestand von
300 Büchern konnte sie im November 1932, im alten Pfarrhaus, eröffnet werden. Erster Büchereileiter
war Franz Wellenstein. In den Zeiten des Naziregimes musste auch er den Bestand auf religiöse
Literatur einschränken. Nach dem Krieg wurde das Angebot kontinuierlich wieder
aufgebaut.
Der steigende Zuspruch der Nutzer in den 50er und 60er Jahren, veranlassten den damaligen
Pfarrer Heinrich Roth und seinen Kirchenvorstand, der Bücherei eigene Räume zu geben. Durch den
notwendigen Abriss der alten Herz Jesu Kirche, erhielt die Bücherei ihren Platz 1965 zwischen der
Gaststätte „Zur Rose“ und dem neu zu errichtenden Pfarrsaal an der
Rosenstraße.
Franz Wellenstein starb im Jahre 1972. 40 Jahre hat er die Leser mit viel Engagement
betreut.
Nach seinem Tod war die Bücherei erst einmal geschlossen. Die Gemeinde hatte eine
„Institution“ verloren. Die bisherigen Helfer bemühten sich 1973 und 1974 den
Ausleihbetrieb aufrecht zu erhalten, doch wurde bald klar, dass dies ohne Leitung auf Dauer nicht
durchführbar war. 1975 schloss die Bücherei erneut.
Die Büchereiarbeit war ein großes Anliegen von Pfarrer Heinrich Roth, der sich nun verstärkt
auf die Suche nach einer neuen Leitung machte. Zu Beginn des Jahres 1976 wurde er fündig. Er bat
Hildegard Pollheim, die Leitung der Bücherei zu übernehmen. Mit Hilfe der Fachstelle für Büchereien
im Erzbistum Köln wurde der vorhandene Bestand gesichtet, etwa 1.000 veraltete Bücher aussortiert
und durch neue ersetzt. Im April 1976 konnte die Bücherei mit 2.819 Büchern wieder eröffnet werden.
Die Statistik, am 31.12.1976, verzeichnete 778 Ausleihen. Nicht besonders viel – aber ein
neuer Anfang!
Im Laufe der Jahre wurde der Bestand ausgebaut und die Öffnungszeiten erweitert. Ende 1986
hatte die Bücherei einen Bestand von 6.305 Medien der 8.770 Ausleihen mit sich brachte. Regelmäßig
besuchten mittlerweile Schulklassen die Bücherei und der Platz wurde beängstigend knapp. Pfarrer
Roth beantragte mit dem Kirchenvorstand beim Erzbistum Köln die Erweiterung der bisherigen Räume.
Der Ausbau wurde in zwei Phasen, 1987 und 1992, durchgeführt. Er hat sich gelohnt! In den größeren
Räumen konnte das Medienangebot übersichtlich präsentiert werden. Klassenführungen, Besuche von
Kindergartengruppen, Veranstaltungsangebote für Kinder nahmen zu. Der Zuspruch der
Büchereinutzer steigerte sich von Jahr zu Jahr. 2005 konnte die Bücherei den Bestand von 9.125
Medien 18.482 mal ausleihen. Die Bücherei war nun an fünf Tagen in der Woche, jeweils zwei Stunden,
geöffnet.
Im gleichen Jahr wurde von der Bücherei das Programm „Kinder lieben Bilderbücher“
entwickelt. Hier erhalten die Kindergartenkinder nach der Vorlesestunde eine passende Ausmalvorlage
zum Buch. Sie soll helfen, sich an das Vorgelesene noch einmal zu erinnern und beim Ausmalen die
feinmotorischen Fähigkeiten zu trainieren. Mit dem Folgeprojekt „Ich bin bibfit! – der
Bibliotheksführerschein für Kindergartenkinder“, welches 2006 entstand, üben alle
Vorschulkinder eines Kindergartens den Weg zur Bücherei und lernen, sich dort zurecht zu finden.
Aus den Erfahrungen mit regelmäßigen Klassenführungen für Grundschulkinder wurde 2008 das Konzept
für „Ich bin bibfit! – der Lese-Kompass für die 1. und 2. Grundschulklasse“
erstellt. Alle Projekte werden mittlerweile durch den Borromäusverein in Bonn bundesweit
eingesetzt.
2008 stand wieder einmal ein Umzug an. Pfarrsaal und Bücherei fielen dem Sparprogramm des
Erzbistums Köln, „Zukunft heute“, zum Opfer. Für die Bücherei wurde eine neue
Unterkunft gesucht. Die Räume im alten Pfarrhaus eigneten sich aus statischen Gründen nicht. Nach
gründlicher Überlegung, einigten sich die Verantwortlichen aus Pfarrei und Erzbistum darauf, das
Seitenschiff der Herz Jesu Kirche umzubauen. So wurde Raum geschaffen für den Bestand der Bücherei
Herz Jesu und den Zielgruppenbestand der Bücherei St. Peter und Paul, die Ende 2007 geschlossen
wurde. Von diesem Zusammenschluss profitieren besonders die Kinder. Denn es bleibt weiterhin ein
großes Anliegen der Bücherei, diese besonders zu fördern und mit der vorhandenen Medienwelt
vertraut zu machen.
Und … der Kirchenchor, der Singkreis Aufwind und viele weitere Gruppierungen der
Gemeinde haben in einem Teil der Bücherei, der mit beweglichem Mobiliar bestückt ist, eine neue
Heimat gefunden. Durch diese variable Nutzung hat schon manch einer die Bücherei betreten, der
sonst nicht gekommen wäre.