Die Gründung der Pfarrbücherei Zündorf ist eng verbunden mit der Gründung des Borromäusvereins in Bonn
Aber eigentlich begann alles, wie könnte es anders sein, in Köln, als während der Kölner Wirren im Jahr 1837 der Kölner Erzbischof Clemens August Droste von der preußischen Obrigkeit inhaftiert wurde. Die Antwort auf diesen Eingriff waren zahlreiche, auch von katholischen Laien ausgehende Bestrebungen, das katholische Leben zu stärken und erneuern. Unter anderem setzen sich der Kölner Gerichtsrat August Reichensperger und der Landrat des Siegkreises, Freiherr Max von Loë, mit der Idee durch, das katholische Leben durch die Verbreitung guter Schriften zu fördern.
Der Borromäusverein wurde im Jahr 1845 in Bonn gegründet mit dem Konzept, preisgünstige Schriften und Bücher an die zusammengeschlossenen Mitglieder zu vermitteln, die nur einen geringen jährlichen Beitrag beisteuern mussten. Die Überschüsse wurden konsequent und mit großem Erfolg in den Ausbau und die Förderung der öffentlichen Borromäusbüchereien investiert. Nach 25 Jahren waren im Jahr 1870 aus knapp 100 Ortsvereinen 1471 Ortsvereine mit 54.103 Mitgliedern in 35 Diözesen im gesamten Deutschen Reich geworden.
In diese Zeit fällt im Jahr 1871 die Gründung der Pfarrbücherei Zündorf als Verein, mit dem Ziel, ihren Mitgliedern erbauende, belehrende und unterhaltsame Schriften zu vermitteln. Ziel war die Vermittlung katholischer Werte und Weltanschauung.
In den Zeiten des Kulturkampfes des von Otto von Bismarck geschürten Konflikts zwischen dem Deutschen Reich und der Katholischen Kirche, dümpelte der Verein vor sich hin, personell unterbesetzt und ohne inhaltliche Anstöße. Ab dem Jahr 1900 ging es jedoch mit neuem Schwung voran: Die Borromäusbüchereien sollten für Nicht-Mitglieder geöffnet und moderne Musterbüchereien geschaffen werden. Die Vereinsfassung wurde neu formuliert. Das Ziel hieß nun: Begünstigung, Förderung und Verbreitung guter Schriften erbauenden, belehrenden und unterhaltsamen Inhalts. Es ging um Vermittlung und Festigung einer katholischen Weltanschauung als oberstes Bildungsziel. So wurde ein Buch als „gutes Buch“ betrachtet, wenn es im Sinne dieser Moral einsetzbar war, unabhängig von seiner literaturwissenschaftlichen Güte. Bücher aus dem „Schmutz und Schund“ Segment wurden intensiv bekämpft. Nur vereinzelt standen die Büchereien in dieser Zeit Nicht-Mitgliedern und Lesern anderer Konfessionen offen. Als die Weimarer Republik unterging war der Borromäusverein zu einem Riesen in der Landschaft des Volksbüchereiwesens herangewachsen: In 5.333 statistisch erfassten Büchereien waren knapp 188.000 Mitglieder organisiert. Jedes dritte in einer Volksbücherei entliehene Buch stammte aus einer Bücherei des Borromäusvereins.
Die Weltwirtschaftskrise ließ die Finanzen des Vereins beträchtlich schrumpfen. Erst die von den Nationalsozialisten gegen den Borromäusverein gerichtete Bestimmung, dass nur Mitglieder Bücher entleihen durften, führte ungewollt zu zahlreichen neuen Mitgliedern und einer Stärkung des Vereins. 1934 änderte man die Vereinssatzung, um sich an das Erzbistum Köln binden zu können. Alles in der Hoffnung, unter dem Schutz des Reichkonkordats auch unter nationalsozialistischer Herrschaft weiterarbeiten zu können. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte.
Im Beitrag zur Ortsgeschichte von K. H. Boley heißt es zur weiteren Geschichte der Bücherei in Zündorf:
" Laut Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 14.8.1940 mussten aus den katholischen Pfarrbüchereien alle lediglich der Unterhaltung dienenden Bücher, Kriminalromane, Abenteuererzählungen und Jugendschriften, soweit in ihnen nicht religiöse Fragen behandelt werden, zurückgezogen werden. Infolgedessen mussten von den 1173 Bänden unserer Pfarrbibliothek 643 Bände ausgesondert werden. Da das Eigentums- und Verwendungsrecht uns nicht genommen wurde, überließen wir diese Bücher am 10. Januar 1941, trotz des Protests des Bürgermeisteramts, der Bücherei der Pionierkaserne in Westhofen. Es waren uns immerhin noch 530 Bücher verblieben. Da erschien am 24. Februar 1941 die geheime Staatspolizei mit vier Mann und sonderte noch 501 Bücher aus, die unter Siegel gelegt wurden. Da mit den 29 uns verbliebenen Büchern eine Ausleihe undenkbar war, musste die Pfarrbücherei einstweilen geschlossen werden. Der Verein als solcher besteht aber weiter, wenn auch die Beschaffung der Vereinsgaben großen Schwierigkeiten unterliegt."