Festakt:Laurentiusempfang 2021 im Zeichen Breuers
Die Veranstaltung, die in diesem Jahr unter Corona-Auflagen stattfinden musste, begann um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Laurentius, zelebriert vom Wuppertaler Stadtdechanten Dr. Bruno Kurth. Unter den Augen der rund 160 angemeldeten Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entzündete dabei der 1. Bürgermeister der Stadt Wuppertal, Heiner Fragemann (SPD), die Stadtkerze.
Im Anschluss fand vor der Laurentiusbasilika der Festempfang statt. Gerlinde Geisler, die Vorsitzende des Wuppertaler Katholikenrates, begrüßte noch einmal alle Gäste, die sich auch auf dem Laurentiusplatz völlig coronakonform versammelt hatten. Die auf Abstand platzierte Sitzmöglichkeiten machten es den Anwesenden problemlos möglich dem Bühnengeschehen zu folgen.
In der Begrüßung durch Gerlinde Geisler ging die Vorsitzende des Katholikenrates vor allem auf zwei Aspekte ein, die später auch maßgebliche Themen des Abends werden sollten: Der Blick auf die Auswirkungen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche und den synodalen Weg – an der Initiierung und Gestaltung des Gesprächsprozesses ist auch der Festredner des Laurentiusempfangs, Prof. Dr. Thomas Sternberg, maßgeblich beteiligt.
Nach der ersten Begrüßung übernahm Bürgermeister Heiner Fragemann das Mikrofon und ging in seiner kurzen Rede auch auf den Jubilar des Empfangs, auf Johann Gregor Breuer ein, dessen „Handeln vom sozialen Wirken bestimmt war“, so Fragemann. Etwas, das heute noch das soziale Miteinander ausmachen würde: „Auch in diesen Wochen erleben wir viel soziales Engagement“, so der Bürgermeister mit dem Blick auf die gelebte Hilfsbereitschaft in der Stadt nach der Hochwasser-Katastrophe Mitte Juli.
Festredner des Abends war Professor Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, der als Theologe und Historiker seine Rede mit dem Heiligen Laurentius begann und an ihm und zahlreichen weiteren Persönlichkeiten der (Kirchen)-Geschichte, die Bedeutung der sozialen Tätigkeit in Kirche und Gesellschaft festmachte. Unter anderen durch Johann Gregor Breuer, Gründer des ersten katholischen Gesellenvereins in Deutschland und damit der Keimzelle des späteren Kolpingwerks. „Dieses Engagement von Laien für die soziale Frage, … das ist das Vorbild, … wenn ich auf die Situation der Kirche in Deutschland heute komme“, so die Überleitung Sternbergs auf eines der Hauptthemen seiner Festrede: Die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in der heutigen Zeit. „Wie können wir glaubwürdig sein, wenn wir unseren eigenen Hof nicht in Ordnung bringen?“, so seine Frage angesichts von Missbrauchsskandalen, Kirchenaustritten und Machtmissbrauch.
Gleichzeitig hob der Festredner aber auch die Vielzahl an sozialen Einrichtungen in katholischer Trägerschaft hervor, die von der Gesellschaft geschätzt und benötigt werden: Von Kindergärten und Schulen über den Caritasverband und weitere soziale Angebote, bis hin zu weltweit tätigen Hilfswerken.
Über den Priestermangel kam Sternberg in seiner Rede zur Zukunft der Kirche in den Gemeinden: „Dass Laien künftig ihre Kirche selber machen müssen klingt vielleicht flapsig, … ist vor diesem Hintergrund aber geradezu notwendig“.
Die Frage der Partizipation von Frauen – und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen – sei keine neue, so Sternberg, nur habe sich in der Institution Kirche dabei wenig getan. Rund um die Frage der Rolle der Frau in der katholischen Kirche müsse man umdenken: „Nicht der Zugang von Frauen zu Weiheämter ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss“.
Große Hoffnung setzt Sternberg weiterhin auf das, was 2019 begonnen wurde, als die Deutsche Bischofskonferenz das Zentralkomitee der Katholiken bat, „einen gemeinsamen synodalen Weg einzuschlagen“ – mit den vier Themen Macht und Machtverteilung, lebensfremde Sexualmoral, priesterliche Lebensform und Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Leider sei dieser synodale Weg durch Corona und seine Auswirkungen ins Stocken geraten.
Die Zukunft der Kirche findet vor Ort, also in den Gemeinden, statt, betonte Sternberg und „Gott müsse wieder in den Blick kommen“. Dabei sollten die Laien nicht warten: „Tuen wir, was wir tuen müssen. Und tuen wir das in einer Kirche, die mehr ist als violette Soutanen und rote Kappen. In einer Kirche die für mich Heimat ist.“
Im Anschluss an die Festrede hatten Tim Kurzbach und Martin Rose die Ehre, den offiziellen Teil des Laurentiusempfangs abzuschließen.
Tim Kurzbach, als Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln, beklagte vor allem die aktuell fehlende Kommunikation zwischen dem Diözesanrat und dem Erzbischof und warf Rainer Maria Kardinal Woelki vor „für tiefe Verunsicherung und wachsendes Misstrauen“ zu sorgen, und zwar auf Grund dessen „nichtvorhandenen Bereitschaft auch über die systemischen Ursachen von Missbrauch zu sprechen“.
Martin Rose, als Vorsitzender des Diözesanvorstandes des Kolping-Diözesanverbandes Köln, nahm noch einmal Johann Gregor Breuer in den Fokus: „Bei näherem Hinsehen wird deutlich, wie umfassend und bedeutend sein Wirken in Schule, Kirche und Gesellschaft gewesen ist“. Das dies vor allem in der Form des Vereins geschehen sei, mag heute etwas verstaubt erscheinen, so Rose, „war in jenen Jahren aber etwas völlig Modernes“.
Zum Abschluss des Laurentiusempfangs und des damit verbundenen Breuerfestes luden Katholikenrat, Stadtdekanat und die Kirchengemeinde von St. Laurentius in den Pfarrgarten ein – zur Begegnung, einem kleinen Imbiss und einem speziellen Breuerbier.