Giuseppe Ottavio Pitoni
* 18. März 1657 in Rieti
† 1. Februar 1743 in Rom
Repertoire
- Cantate Domino
(1980 unter Kantor Joseph Noël einstudiert; nicht mehr im aktuellen Repertoire) - Exultate Deo
Portrait
Italienischer Komponist, Organist und Kapellmeister
Als Fünfjähriger begann Giuseppe Pitoni mit ersten musikalischen Studien bei Pompeo Natale in Rom, sang mit acht Jahren als Sopranist an der Kirche San Giovanni dei Fiorentini, später an Santi Apostoli, wurde dann von Francesco Foggia entdeckt und von ihm ausgebildet. 1673 war er Kapellmeister in Monterotondo, wirkte seit 1674 am Dom von Assisi, wo er begann, die Werke Palestrinas zu studieren und zu übertragen. 1676 war er als Kapellmeister am Dom von Rieti tätig und wechselte im folgenden Jahr an die Kollegiatskirche San Marco im Palazzo Venezia in Rom, wo er bis zu seinem Lebensende wirkte.
Daneben wirkte er an mehreren Kirchen Roms, unter anderem ab 1686 an Sant'Apollinare, der Kirche des Collegium Germanicum, wo Pitoni zeitlebens wohnte, von 1692 an als Organist und ab 1696 als Kapellmeister an San Lorenzo in Damaso, von 1708 bis 1719 als Kapellmeister an San Giovanni in Laterano und anschließend an der Cappella Giulia an St. Peter.
Von 1696 bis 1731 war er auch in Privatdiensten des Kardinals Pietro Ottoboni. 1709 lehnte er ein Angebot als Nachfolger von Alessandro Scarlatti als Kapellmeister an Santa Maria Maggiore ab. Zu seinen namhaftesten Schülern zählen Leonardo Leo, Francesco Feo, Francesco Antonio Bonporti, Girolamo Chiti, António Teixeira und Francesco Durante.
Pitoni war als Komponist geistlicher Musik und als Didaktiker zu seinen Lebzeiten sehr berühmt. Ein Zeugnis dafür ist seine umfangreiche Guida armonica, von der nur Band I im Druck erschienen ist. Dazu kommt noch eine Reihe anderer theoretischer Schriften. In seinen Notizia de' Contrappuntisti zeigt Pitoni sehr große Kenntnisse der kirchenmusikalischen Tradition. Der Komponist verwendet neben dem stile concertato, bei dem sich wie beim Concerto grosso Soli und Ripieno gegenüberstehen, auch den stile pieno, der sich an den alten Stil der römischen Praxis anlehnt. Einen bedeutenden Beitrag hat Pitoni auch zum mehrchörigen Musizieren geliefert, wobei zu bemerken ist, dass vielfach auch vierstimmige Werke in getrennter Aufstellung zweier Chöre aufgeführt wurden. Der Generalbass trägt vielfach die Bezeichnung »se piace«. An die Stelle einer streng durchgeführten tritt meist eine Art Scheinpolyphonie, die sich vornehmlich als Anfangsimitation darstellt. Vor allem in den mehrchörigen Werken gebraucht Pitoni einen Satz, der notwendigerweise Freiheiten beansprucht, die im strengen Palestrinastil nicht möglich waren.
Werke
Pitoni, mehr als 60 Jahre lang einer der prominentesten römischen Kirchenkomponisten, hat eine außergewöhnlich große Zahl von Werken (mehr als 3.500 Sakralkompositionen, vielfach im Stile Palestrinas) hinterlassen. Zahlreiche Handschriften Pitonis befinden sich in der „Santini-Sammlung“ der Diözesanbibliothek Münster. Von seinen Instrumentalwerken sind nur einige wenige erhalten.
Seine Œuvre umfasst:
- 278 Messen, meist für 4 und 8 Stimmen und B.c.
- 1 Messe für 12 Stimmen
- 8 Messen für 16 Stimmen und B.c.
- 221 Introitus (Einleitungen zu Messen)
- 231 Graduale (Zwischengesänge)
- 211 Offertorien
- 637 Antiphone
- 255 Hymnen
- 789 Psalmen
- 236 Motetten
- 24 Lamentationen
- 24 Responsorien
- 37 Litaneien
- Matthäus-Passion
- Lukas-Passion
Marc Honegger/Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik, Band 6, Verlag Herder Freiburg, 1992
Siegfried Gmeinwieser: Giuseppe Ottavio Pitoni In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band VII, BBKL Herzberg 1994, ISBN 978-3-88309-048-1, Spalten 656-658
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Autor: Judith Roßbach
Letzte Änderung am 01.07.2017