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Wer macht was? Teil 3: Der Dachdecker

"Jeder Schiefer ist anders", sagt Hubertus Becker, Vorarbeiter der Dachdecker vor Ort. Die Severinskirche mit ihren großen schiefergedeckten Dachflächen ist keine Arbeit für eine "normale" Dachdeckerfirma. Die aufwändige und umfangreiche Dachsanierung orientiert sich besonders an denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und muss handwerklich hochwertig ausgeführt werden, damit das Bild des Gebäudes und die Substanz der Kirche auch in Zukunft erhalten werden.

Schwindelfrei und trittsicher bewegt sich Hubertus Becker auf der Dachfläche von St. Severin. ©SilviaBins (Hier klicken für eine größere Bildansicht) Schwindelfrei und trittsicher bewegt sich Hubertus Becker auf der Dachfläche von St. Severin. ©SilviaBins

Herr Becker, woher kommt Ihre Firma und wie viele Leute arbeiten hier an der großen Dachfläche?
Ich bin hier als Vorarbeiter der Dachdeckerfirma Prange seit April 2015 auf der Sanierungsbaustelle der Kirche St. Severin beschäftigt. Unsere Firma hat ihren Sitz in Brilon (Sauerland). Ich arbeite schon seit 32 Jahren in der Firma, seit 19 Jahren als Dachdeckermeister. Wir beschäftigen neben 16 Dachdeckern auch acht Klempner, die bei unseren Aufträgen die Metallarbeiten (Dachrinnen, Fallrohre) ausführen. Hier auf der Baustelle arbeiten wir mit vier Mitarbeitern, darunter auch einer jungen Frau als Gesellin. Wir sind eine der wenigen Firmen, die sich auf Schiefereindeckungen spezialisiert hat und bundesweit Aufträge ausführt. Da Schiefer heute meist nur noch bei älteren Gebäuden oder unter Denkmalschutzauflagen eingesetzt wird, haben wir es häufig mit "alten Gemäuern" oder großen repräsentativen Gebäuden zu tun, zum Beispiel hier in der Nähe Schloss Bensberg oder Hotel Petersberg. In meinen Anfangsjahren hatte die Firma noch eine eigene Schiefergrube im Sauerland, aus der der Schiefer für die Dacheindeckungen direkt gewonnen wurde. Die Grube ist allerdings inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen seit vielen Jahren stillgelegt.

Reihe für Reihe werden die Schiefersteine angepasst ... ©SilviaBins (Hier klicken für eine größere Bildansicht) Reihe für Reihe werden die Schiefersteine angepasst ... ©SilviaBins

Welche Arbeiten werden am Dach gemacht?
Wir werden die gesamte Dachfläche des Hauptschiffs und die Turmhauben der beiden Flankentürme an der Ostseite der Kirche neu eindecken. Das heißt, die alten Schiefersteine werden abgedeckt, die alte Holzbeplankung darunter entfernt und ersetzt. Anschließend werden die Dachflächen mit neuen Schiefersteinen wieder eingedeckt. Das ist eine Gesamtfläche von ca. 2.250m². Wenn Sie bedenken, dass ein Quadratmeter Schieferdeckung ungefähr 33-35 kg wiegt, können Sie sich vorstellen - oder vielleicht selber ausrechnen - welches Gewicht damit insgesamt hier auf dem Dachstuhl lastet.
Zurzeit arbeiten wir ausschließlich an der südlichen Dachseite. Die alten Schieferplatten sind schon entfernt und die Beplankung weitestgehend ausgetauscht. Regenrinnen und Fallrohre sind ebenfalls schon erneuert. Auf den unteren Dachbereichen der Seitenschiffe werden wir wegen der teilweise sehr geringen Dachneigung eine Kupferabdeckung anbringen. Mit Anbringung der Vordeckung ist das Dach aktuell erst einmal abgedichtet. In den kommenden 8-10 Wochen werden wir die Arbeiten auf dieser Seite abschließen. So werden wir uns nach und nach im Laufe der Zeit um die Kirche "herumarbeiten". Insgesamt rechnen wir dabei mit einem Zeitaufwand von etwa einem Jahr. In den Wintermonaten von Mitte November bis etwa Mitte März arbeiten wir aufgrund der Winterwitterung nur bedingt. Für uns als Mitarbeiter gelten dann die üblichen Bedingungen der Schlechtwetterregelung.

 

... und sorgfältig mit Zinknägeln fixiert. ©SilviaBins (Hier klicken für eine größere Bildansicht) ... und sorgfältig mit Zinknägeln fixiert. ©SilviaBins

Gibt es etwas, das Sie an ihrem Beruf besonders reizt oder herausfordert? Und was ist das Besondere bei der Arbeit mit Schiefer?
Die Dachdeckerarbeit an sich ist für mich eher "normale" Arbeit. Eine Herausforderung ist es sicher, wenn wir in der prallen Sonne bei Temperaturen über 30° C dort oben arbeiten. Wenn die Dachflächen dann weit über 80° C heiß werden, müssen wir häufig eine Pause einlegen. Bei Sturm, Regen oder Gewitterlagen entscheiden wir in jedem Einzelfall, ob und wann wir die Arbeit einstellen. Hier geht in jedem Fall die Sicherheit der Mitarbeiter vor.
Das Besondere bei der Arbeit mit Schiefer ist für mich, dass jeder Schieferstein anders ist. Jeder Schieferstein wird einzeln von Hand vor Ort am Dach angepasst und dann sorgfältig angesetzt und mit Zinknägeln fixiert. Ganz wichtig für die Dichtigkeit und auch die Optik ist, dass die Nagelreihen von der darüber liegenden Schieferreihe überlappt werden. Positiv für mich ist, dass ich mit unseren Leuten die Arbeit hier selbständig einteilen und ausführen kann. Nicht zuletzt arbeite ich besonders gerne hier in Köln. Die Mentalität der Menschen gefällt mir und auch die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen vor Ort auf der Baustelle ist sehr angenehm und konstruktiv.

Michael Wissen

 

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