Die "neue" Kirche

 
Der Neusser Architekt Wilhelm Gilges hat die neue Pfarrkirche 1955 - 1957 als Hallenkirche mit breitem, stützenfreien Hauptschiff und einem Nebenschiff geplant und gebaut. Der im Norden stehende Glockenturm ist durch einen niedrigen Quertrakt mit dem Kirchenbau verbunden.

An diesem Quertrakt gibt es einen doppelten Hinweis auf den Pfarrpatron: ein fast lebensgroßes Kupferblech-Relief, das die berühmte Mantelteilung des Heiligen darstellt; und auf der Tür wird nochmals mit einem Schwert an diese Episode aus der Soldatenzeit des Heiligen erinnert, zugleich aber durch Bischofsstab und Mitra seine Bischofstätigkeit in Tours angedeutet.

Das mittlere Portal zeigt einen Zug pilgernder Menschen, die von der alten Kaarster Kirche (im Zustand vor der Renovierung) zur Matthias-Kirche und zum Dom in Trier wallfahren.
 
Der Innenraum:
Im Inneren der Pfarrkirche wird das Hauptschiff im Osten durch eine halbrunde Apsis abgeschlossen. Dort sind einige Figuren aus der alten Kirche angebracht: eine beachtenswerte, gotische Kreuzigungsgruppe (16. Jahrhundert), die von barocken Heiligenfiguren flankiert wird:

Katharina von Alexandrien, Apollonia, Elisabeth und Matthias, Sebastian und Martin; zwei Glaubenszeugen aus neuerer Zeit ergänzen seit 1994 diesen Heiligenreigen: die heilige Edith Stein und der selige Adolph Kolping.
Über dem rechten Seitenaltar steht majestätisch eine barocke Marienfigur mit Jesus-Knaben als Urbild des Lebens aus dem 18. Jahrhundert.

Zur Krypta führt eine Treppe links neben dem Tabernakel hinunter. In dieser Unterkirche sind beachtenswert: ein barockes Martinus-Reliquiar (an der Wand hinter dem Altar); ein neuzeitliches Martinus-Reliquiar, das dem Trierer Apostelgrab nachgebildet ist (unter dem Altar); und das so genannte "Kaarster Kreuz", das Wilhelm Polders aus Kevelaer 1993 schuf und das vor dem Hintergrund des Autobahnkreuzes Jesus als den Bettler mit Mantelteil aus der Martins-Legende zeigt.

So sind alte und neue Gedanken, alte und neue Formen, alte und neue Glaubenszeugnisse in der Pfarrkirche vereint.
 
Die Fenster:
Die Kirche wird im Westen von einer bunt verglasten Fensterwand abgeschlossen; auch an der Nordseite befindet sich eine riesige Fensterwand, in deren kleinteilige Quadrate zeichenhafte Hinweise auf die göttliche Dreifaltigkeit (Auge, Fisch und Taube) zu entdecken sind. Betritt man die Kirche bei Abendsonne, so taucht man ein in eine Atmosphäre aus buntem Licht.
 
Die Kreuzwegtafel:
Seit Beginn der Fastenzeit 2002 hängen 14 Kreuzwegtafeln an der Nordwand der St. Martinus-Kirche, die seit dem Osterfest durch eine 15. Station - eine Auferstehungsstation - ergänzt wurden. Diese Kreuzwegstationen in den Maßen 220 x 80 cm wurden von der Düsseldorfer Künstlerin Theresia Schüllner geschaffen.
 
Die Pietà
In der Turmkapelle der neuen Kirche befindet sich die aus Holz geschnitzte Pietà. Dieser Raum bietet Möglichkeit für das Gebet in der Stille und für private Andacht. Über dem Altar ist ein Schrein mit dem Martinsreliquiar angebracht.