St. Simeon

Fliesteden

 

Die Pfarrkirche St. Simeon in Fliesteden wurde um 1847 im neoklassizistischen Baustil errichtet. Nach einer mündlichen Überlieferung handelt es sich um das dritte Gotteshaus an dieser Stelle.Nahezu ein Jahrhundert erfuhr dieses Bauwerk keine nennenswerte Veränderung.
Erst der Krieg brachte einen tiefen Einschnitt. Am 02.02.1943 heulten gegen 20 Uhr die Sirenen. Dem Ort, der bisher vom Krieg verschont geblieben war, weil vorrangiges Ziel immer wieder Köln gewesen war, näherte sich ein Flugzeug und warf Leuchtbomben ab. Hierdurch war das Ziel für die nachfolgenden Bomber markiert. Nach dem Abwurf zahlreicher Luftminen wurde Fliesteden in Schutt und Asche gelegt. Die Parrkirche wurde fast völlig zerstört. Glocken und anderes Inventar grub man später aus dem Schutt aus. Auf Initiative des Pfarrers Hubert Lammert sowie seines Kirchenvorstandes erfolgte der Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren hauptsächlich durch tatkräftige Mithilfe vieler Gemeindemitglieder. Aus Kostengründen verzichtete man auf den Neuaufbau eines Kirchturmes und begnügte sich vorrübergehend mit einem Dachreiter, in dem die Glocken aufgehängt wurden. Auch verschloss man von unten her ein Viertel der Fenster mit Mauerwerk. Gegenüber der früheren kuppelförmigen Deckenkonstruktion wurde zunächst eine trapezförmige einfache Decke eingebaut.
Die während des Krieges wegen Metallknappheit eingezogene große Glocke fand sich nach dem Krieg in Hamburg unversehrt wieder und wurde im Rahmen eines Festzuges der Pfarre St. Simeon zurückgegeben. Schließlich konnte am 10.09.1950 die Kirche wieder feierlich eingeweiht werden. Zu diesem Zeitpunkt fehlte es aber noch am notwendigen Inventar. So wurde der Beichtstuhl erst im Dezember 1951 aufgestellt.
Die ebenfalls im Krieg zerstört Orgel konnte nach zahlreichen Haussammlungen sowie Spenden Anfang 1952 ersetzt werden. Zum Preis von 9.600 DM hatte man von der Osnabrücker Firma Rohlfing eine Kirchenorgel mit 16 Register und einem Spieltisch günstig erwerben können. Am Sonntag, dem 27.04.1952 erklang die Orgel anlässlich eines Kirchenkonzertes zum ersten Mal. In den Folgejahren erfuhr die Kirche weitere Verbesserungen: Anlage eines Holzfußbodens unter den Bänken, Installation einer elektrischen Kirchenheizung sowie der Isolierung der Kirchendecke. Dank der Opferfreudigkeit der Gläubigen und der Initiative des Pfarrers Wilhelm Weber konnte in den Jahren 1960 zwei neue Buntglasfenster, die vom Kölner Maler Franz Pauli entworfen wurden, eingesetzt werden. Das eine Fenster zeigt den Pfarrpatron St Simeon mit einem Modell der Porta Nigra in seinen Händen. Das andere Fenster zeigt in gleicher weise den hl. Josef mit dem Jesusknaben. Beide Fenster befinden sich heute in dem Verbindungstrakt zwischen Kirchenschiff und Glockenturm gegenüber dem Haupteingang.

Eine weitere Bereicherung stellte der Erwerb der Mutergottesstatue dar, die um 1600 entstand und aus dem süddeutschen Raum stammt. Im Juli 1962 begann man mit umfangreichen Arbeiten an der Pfarrkirche. So wurde in einem ersten Bauabschnitt die Orgelempore und der Dachreiter abgebrochen. Im Rahmen dieser Maßnahme wurde die vorhandene Orgel, die mit ihren Ausmaßen überwiegend den Westgiebel ausfüllte verkauft. Danch wurden die Fenster auf ihre ursprüngliche Höhe vergrößert. Schließlich erfolgte die Errichtung einer freitragenden Orgelempore. Es wurde eine flachere ebene Decke eingezogen und der Triumphbogen weiter verkleinert. Ferner wurde eine Warmluftheizung installiert, die bis 1997 ihre Dienste verrichtete. Nach dem Umbau wurde zunächst auf Mietbasis eine Orgel von Romanus Seifert und Sohn aus Kavalaer beschafft, die die Pfarrgemeinde in den 70er Jahren endgültig käuflich erwarb.
Bei der Neugestaltung der Kirche war eine neue Chorlösung gefunden worden. Der Altar, der wie das Tabernakel von der Bonner Künstlerin Helene Lüdenbach entworfen worden war, reichte näher zur Gemeinde hin. In einem zweiten Bauabschnitt errichtete der Architekt Gottfried Küttler aus Bedgurg ein abseits des Kirchenschiffes stehender quadratischer und ca. 30 Meter hoher Glockenturm. Nur in dieser Lösung sah der Architekt die Möglichkeit, den direkt an der Straße ungünstig gelegenen Eingang seitwärts zu verlegen. Der Baustiel des Glockenturms sollte nach der Intention des Pfarrers dem neuen Zeitgeist Ausdruck verleihen. Heute erinnert nur noch ein großes Glasfenster daran, dass sich einst der Haupteingang unter der Orgelempore befand. Die Donatus- und die Marienglocke läuteten im neuen Kirchturm das Jahr 1970 ein. Die älteste stammt von 1670 und wurde von Johann Leer in Köln gegossen. Die andere Glocke stammt aus dem Jahre 1781 von Willibrodus Stocky. Weitere Akzente setzte Pfarrer Ernst Berghaus, als er den Beichtstuhl aus dem Jahr 1951 entfernen und durch den jetzigen ersetzen lies. Darüber hinaus wurden im inneren der Kirche der verkürzte Triumphbogen gesichert. Mit Bescheid vom 05.06.1979 genehmigte der Regierungspräsident die Außerdienstellung des alten Friedhofes, der im folgenden Jahr geräumt und in eine Grünanlage umgewandelt wurde. Gleichzeitig wurde unter der Orgelempore die Totengedenkstätte, die in Anlehnung an die Form eines Ambosses gearbeitet ist, aufgestellt. Die Bemalung des Gusskreuzes, ein Erinnerungsstück vom alten Friedhof, stiftete der Malermeister Willi Wilden. Des weiteren erhielt in der Zeit von August bis Oktober 1980 die Kirche durch den ortsansässigen Malermeister Eikamp einen neuen Innenanstrich. 1985 wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten am Kirchturm vorgenommen. Im Zuge dieser Maßnahmen erhielt der Kirchturm im Bereich des Glockenstuhls eine Bleiverkleidung und der Haupteingang ein Bleidach.

Nachdem die Kirche im August 1991 nach einer umfangreichen Grundmauersanierung den jetzigen Innenanstrich erhielt, wurde 1997 das Altarkreuz als Triumphkreuz über dem Altar aufgehangen. Außerdem wurde eine neue Gasheizung installiert und schließlich die von der Familie Esch gestifteten Bilder eines Tafelaltars nach einer Restaurierung frei im Chorraum aufgestellt. Die Bilder stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind beidseitig bemalt. Somit können im Weihnachtsfestkreis die Anbetung der Hirten und der Weisen und im Osterfestkreis die Ölbergszene und die Auferstehung betrachtet werden.